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Und was ist jetzt mit den Drittklässlern? – Nachlese zum Digital-Gipfel 2018

Quelle: eigene Aufnahme

Sie haben sicher schon von dem Ausspruch gehört, dass 65 % der Kinder, die aktuell in die Grundschule eingeschult werden, später Berufe ergreifen werden, die es heute noch nicht gibt. Der Ausspruch hält sich wacker, auch wenn die Zahl wohl durch keine wissenschaftliche Studie belegt ist. Wahrscheinlich weil das Zitat die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Jobs der Zukunft so plakativ macht.

 

 

Zwei Analysen sind in diesem Zusammenhang bemerkenswert:

 

Zum einen der Report des World Economic Forum zur Future of Jobs and Skills (2018), der die demografischen, sozio-ökonomischen und technologischen Trends in der Arbeitswelt bis 2020 weltweit beschreibt. Treiber für die 4. Industrielle Revolution, die uns bevorsteht, sind neben Nanotechnologie und Genetik vor allen Dingen Robotik, Künstliche Intelligenz und Machine Learning. Neue Industrien sorgen dafür, dass weltweit Berufsgruppen entfallen und neue Berufe entstehen bzw. wichtiger werden.

 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine fortlaufende Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) für Deutschland. Die Arbeitsmarkteffekte der Digitalisierung bis 2025 und bis 2035, die die Forschungsgruppe prognostizieren, sind erstmal erfreulich: Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze verändert sich kaum – 1,5 Millionen wegfallenden Jobs stehen 1,5 Millionen neue Jobs gegenüber. Es gibt jedoch deutliche Verschiebungen zwischen den Branchen und Anforderungsniveaus: Während viele Berufe im Maschinen- und Anlagenbau bzw. Maschinen und Anlagen steuernde Berufe wegfallen, entstehen neue Medienberufen bzw. IT und naturwissenschaftliche Berufe.

 

Was heißt das für die Arbeitswelt? Berufliche Bildung und Weiterbildung werden eine zentrale Rolle spielen. So auch der einhellige Tenor aller Politik- und Wirtschaftsvertreter auf dem Digital-Gipfel des Bundeswirtschaftsministeriums Anfang der Woche in Nürnberg.

 

Doch was hießt das für die schulische Bildung? Darüber wird meines Erachtens viel zu wenig diskutiert. Dabei drängt die Zeit, sofern wir die Prognosen ernst nehmen. Denn Schülerinnen und Schüler, die im Jahr 2025 ihre Berufsausbildung beginnen, sind heute in der 3. Klasse. Und Schülerinnen und Schüler, die nach einer durchschnittlichen Studiendauer im Jahr 2025 in die Unternehmen eintreten, wechseln nächstes Jahr in die Oberstufe und machen 2021 Abitur.

 

Das Strategiepapier der KMK ist ein guter erster Schritt. Die Selbstverpflichtung der Länder, alle Schüler/-innen, die im Sommer 2018 eingeschult werden, bis zum Ende der Pflichtschulzeit dem gemeinsamen Kompetenzrahmen gemäß zu unterrichten, zeigt, dass das Thema angekommen ist. Aber der Kompetenzrahmen greift zu kurz, weil er nur neue Anforderungen auf alte Strukturen aufsattelt – übrigens ohne sich in gleichem Maße zu entsprechenden Lehrerfortbildungen zu verpflichten. Um die neue Generation wirklich fit zu machen für die Berufe der Zukunft, braucht es einer Verständigung über die notwendigen Skills (z.B. die Deep Learning Competencies bzw. das 6C-Modell) und darauf aufbauend tiefgreifender Reformen des Bildungswesens.

Mehr Individualisierung, weniger Jahrgangsunterricht.

Mehr Projektarbeit, weniger Teaching for the next test.

Mehr Feedback, weniger Noten.

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